Additional comment
Haensch and Shehi 2016: Ein Problem bei einer Interpretation als Gewichte besteht allerdings darin, dass die angegebene Einheit bei allen drei Objekten nicht oder nur schwer mit der Normalgröße eines römischen Pfundes, das man gerade in einer römischen Bürgerkolonie als Norm betrachten möchte, in Einklang gebracht werden kann. Geht man von der heute üblicherweise angenommenen Größe eines römischen Pfundes von 327,45 Gramm aus, so ergibt sich: 500 Pfund, wenn die Zahl auf Objekt 1 zu lesen ist, entsprächen 163,7 kg, wenn aber – was wahrscheinlicher ist – eine Angabe von 50 Pfund gemeint war, so ergibt das 16,4 kg. Tatsächlich wiegt das Objekt aber 20,2 kg, wobei noch das zusätzliche Gewicht des heute nur noch fragmentarisch erhaltenen Metallgriffes/-hakens hinzukam. 12 Pfund (Nr. 2) entsprächen 3,9 kg, tatsächlich wurden aber 4,4 gemessen. 25 Pfund (Nr. 3) ergäben 8,2 kg, tatsächlich aber zeigt die elektronische Waage 5,4 kg. 1 und 2 sind also übergewichtig, 1 sogar im erheblichen Maße; 3 untergewichtig. 10 % Abweichungen wie bei 2 sind allerdings bei antiken Gewichten nicht selten, wobei diese jedoch zumeist untergewichtig sind. Im Falle von 3 dürfte die Untergewichtigkeit damit zu erklären sein, dass die untere Hälfte des Steins bei der Zweitverwendung ausgehöhlt wurde. Schwer erklärbar – gleich für welche Lesung des Zahlzeichens man sich entscheidet – bleibt aber die Gewichtsangabe auf 1. Eine mögliche Erklärung könnte von der für schwere Steingewichte eher ungewöhnlichen Würfelform mit quadratischer Eintiefung auf der Oberseite ausgehen. Beides könnte ein Indiz dafür sein, dass dieses Gewicht normalerweise nicht alleine verwendet wurde, sondern als Teil eines auf der einen Seite einer Waage aus immer kleiner werdenden Würfeln aufgeschichteten „Turmes“ von Gewichtssteinen, wie er etwa bei der Darstellung einer Waage auf dem Grabmal des M. Vergilius Eurysaces abgebildet ist. Als Teil eines solchen Turmes würde sich die Zahl von Gewicht Nr. 1 nicht nur auf das eigene Gewicht beziehen, sondern auf jenes der ganzen darüber aufgeschichteten Gruppe von Gewichten. Aber das bleibt eine Hypothese. Eine andere Möglichkeit wäre, dass bei bestimmten Rohstoffen wie z.B. Holz ein zusätzlicher Prozentsatz auf das gemessene Gewicht aufgeschlagen wurde, da realiter wegen der Eigenschaften des Materials dieses dem Käufer nicht als Ganzes zur Verarbeitung zur Verfügung stand. Nur Neufunde mit noch ausführlicheren Legenden oder eine systematische Aufnahme solcher Steingewichte für größere Reichsteile können eine unbezweifelbare Lösung liefern.